Weichen stellen für junge Menschen
Philipp Albrecht will Bundestagskandidat werden
In der Jungen Union war er schon Landesgeschäftsführer, in Köln machte er den Wahlkampf für die Oberbürgermeisterin. Jetzt tritt er selbst an und will Kandidat im Wahlkreis Wesermarsch – Delmenhorst – Oldenburg Land werden. Zusammen mit drei anderen Bewerbern möchte er Kandidat der CDU werden. Warum und was er in Berlin will, das erzählt er im Interview:
ABER HALLO: Wann und warum hast du dich dazu entschlossen in die Politik einzusteigen?
Philipp Albrecht: Obwohl ich relativ jung bin, ist das schon länger her. Ich war von 2009 bis 2011 für zwei Jahre in der Schülervertretung an meiner Schule. Dort bin ich eher reingerutscht, aber es hat mir super viel Spaß gemacht. Dann bin ich als Nachfolger des Schülervertreters vorgeschlagen worden. Dadurch bin ich ins Grübeln gekommen, wurde auch von einigen Angesprochen und habe mich dann entschieden: „Mensch, es macht dir so viel Spaß, hier in der Schule etwas zu bewegen, ich will auch im richtigen Leben, außerhalb der Schule etwas bewegen“. Bereits davor habe ich mich für Politik interessiert, aber das war der Punkt, an dem ich wirklich sagte: „So, da will ich jetzt aktiv selber mitmachen!“
ABER HALLO: Wie kam es zu der Idee, dass du Bundestagsabgeordneter werden möchtest?
Philipp Albrecht: Ich bin von mehreren Leuten angesprochen worden, gerade auch aus meinem Freundeskreis, aus der Jungen Union, dort bin ich auch seit vielen Jahren aktiv. In der CDU habe ich schon das ein oder andere Amt übernommen, zurzeit bin ich stellvertretender Vorsitzender der JU Niedersachsen. Davor war ich sehr lange Landesgeschäftsführer der JU Oldenburg und auch schon einmal stellvertretender CDU Kreisvorsitzender. Irgendwann habe ich überlegt, wenn ich etwas bewegen möchte, muss man dafür auch Verantwortung übernehmen, weil Parteiämter sind das eine und das ist auch super wichtig, wir brauchen viele, die dort mitmachen möchten. Aber als sich dann die Möglichkeit ergeben hat, habe ich dann gedacht: „Mensch, warum denn eigentlich nicht? Das ist doch eine gute Möglichkeit, um deine Ideen auch einzubringen und den Leuten ein Angebot zu machen und sich zur Verfügung zu stellen, um dann auch die Politik in Deutschland mitzugestalten“.
Vom Schülersprecher zum Politiker
ABER HALLO: Was möchtest du erreichen, wenn du Bundestagsabgeordneter wirst?
Philipp Albrecht: Ich glaube eine ganz wichtige Geschichte ist, dass aktuell im Bundestag 709 Abgeordnete sitzen, davon sind fünf unter 30 Jahre alt. Wir sehen gerade, dass unsere Generation doch sehr politisch interessiert ist. Nachdem jahrelang immer gesagt wurde: „Die Jugendlichen haben keinen Bock, die interessieren sich nicht“ – sieht man das ja ganz deutlich, dass sie interessiert sind! Ich möchte erreichen, dass wir es schaffen, diese Dynamik, die wir ausstrahlen, auch im Bundestag einbringen, sodass im Bundestag nicht nur Ältere sitzen, sondern auch Jüngere, so würde dort ein gesunder Mix herrschen. Das möchte ich mit meiner Kandidatur bewerkstelligen, gerade wenn es um die Digitalisierung, Arbeit der Zukunft und auch den ländlichen Raum wie die Wesermarsch geht, das möchte ich voranbringen mit neuen Ideen und das nicht nur Älteren überlassen.
ABER HALLO: Was liegt dir am meisten am Herzen in der Politik?
Philipp Albrecht: Dass es am meisten um Menschen geht. Es wird häufig abstrakt und man wirft mit Zahlen um sich, es klingt immer alles so weit weg, aber am Ende hängen an den Entscheidungen, die politisch getroffen werden, Existenzen. Ich finde den direkten Kontakt, und auch Probleme zu lösen, die Menschen wirklich haben, und nicht immer nur im luftleeren Raum zu diskutieren, sehr faszinierend. Politik hat da unfassbar viele Möglichkeiten, dieses positiv zu gestalten, wenn man das Richtig angeht. Man kann echt einen Unterschied machen, wenn man die richtige Politik wählt und wenn man den Menschen zuhört. Das hat mich schon immer sehr fasziniert und das ist auch die Sache, die mich dazu getrieben hat, die meiste Zeit damit zu verbringen.
„In China werden wunders was für tolle Ideen entwickelt und zwischen Nordenham und Butjadingen bricht uns trotzdem noch dreimal das Netz ab.“
Philipp Albrecht
ABER HALLO: Mit welchen Themen würdest du dich am liebsten beschäftigen?
Philipp Albrecht: Für mich sind die wichtigsten Themen eigentlich rund um die Digitalisierung, in den einzelnen Bereichen. Ob Schule, Wirtschaft, Landwirtschaft oder auch Verwaltung. Da gibt es viele Bereiche, wo wir echt besser werden müssen. In China werden wunders was für tolle Ideen entwickelt und zwischen Nordenham und Butjadingen bricht uns trotzdem noch dreimal das Netz ab, das ist einfach peinlich. Da müssen wir dringend besser werden.
Ein weiteres Thema ist das Thema Wirtschaft. Wir sind immer davon ausgegangen, das geht immer so weiter, wir haben keine Probleme, es läuft alles wunderbar. Diejenigen, die gerade in den Beruf eingestiegen sind während der Corona-Krise, haben erlebt, wie es aussehen kann, wenn es einmal nicht läuft. Da möchte ich Weichen stellen, dass wir auch in zehn Jahren oder auch 20 Jahren stark sind! Um dadurch zu vermeiden, dass man keine Arbeitsstelle findet – gerade auch als junger Mensch.
Moderne Formate für die Parteiarbeit
ABER HALLO: Wie könnte man mehr junge Leute für die Politik begeistern?
Philipp Albrecht: Das ist ganz interessant. Wenn man mit Leuten in der CDU diskutiert, sind das häufig ältere und da verschieben sich die Perspektiven ein bisschen. Was ich jedoch beobachte, ist bei einigen, nicht bei allen, dass manche, die in der Politik unterwegs sind, auf junge Leute erstmal herabzuschauen. Nach dem Motto: „Ihr Kinder macht erstmal was im Leben, erreicht etwas im Leben, bevor wir miteinander reden können“. Das ist für mich der grundfalsche Weg! Es kommt nicht darauf an, wer etwas sagt, sondern was man sagt. Wir müssen es schaffen, dass junge Menschen, wie du und ich, sich in der Politik ernstgenommen fühlen, dass man versteht „OK, die haben eine Meinung, die haben auch Kompetenzen und diese wollen sie einbringen“. Das ist eine ganz wichtige Geschichte und wenn man das schafft, dass ein Gespräch auf Augenhöhe stattfinden kann, auch zwischen Älteren und Jüngeren, dann haben wir schonmal die ersten Grundlagen gelegt.
Das Zweite wäre, dass wir coole Formate brauchen. Also eine Saalveranstaltung auf einem Dienstag um 19 Uhr mit irgendeinem Redner bei einer Gasthausatmosphäre aus den 70er Jahren, das ist nicht das, was wir wollen als Jüngere. Wir haben tausende Möglichkeiten, wir haben Netflix, verschiedene PC-Spiele und so weiter, da gibt es so viele verschiedene Alternativen. Da muss man sich etwas einfallen lassen. Wir müssen in den sozialen Netzwerken präsent sein, man muss auch viel mehr Möglichkeiten geben, Online mitzumachen und auch mal Meinungsumfragen über das Internet stattfinden zu lassen oder auch Sitzungen, bei denen man von auswärts teilnehmen kann. Das sind moderne Formate.
ABER HALLO: Was denkst du, müsste oder könnte getan werden, um der Jugend in unserem Wahlkreis genug Zukunftsperspektiven zu ermöglichen?
Philipp Albrecht: Das wichtigste aus meiner Sicht ist, dass wir attraktive Angebote, was Bildung angeht, brauchen. Unsere Schulen sind nicht schlecht, aber es geht noch besser. Es ist sehr unterschiedlich, da kommt es darauf an, wo man ist, aber da ist noch eine ganze Menge Luft nach oben. Ansonsten möchten ja auch viele in der Region bleiben, das ist grundsätzlich auch eine coole Sache, dann müssen wir aber Angebote anbieten. Was kann ich denn machen, wenn ich in der Wesermarsch bleiben möchte, welchen Beruf kann ich hier ausführen? Es gibt viele große Betriebe, auch Mittelständler. Aber zum Beispiel Premium Aerotec oder so, das sind ja wirklich große Betriebe, die auch gut bezahlen, aber wir brauchen noch mehr Angebote. Wir brauchen Freizeitangebote, wir brauchen auch natürlich sowas wie Breitbandanschlüsse. Klar, kein Mensch zieht freiwillig ins Funkloch in unserem Alter. Da müssen wir sozusagen einfach attraktiver werden.
ABER HALLO: Denkst du, dass gerade in Zeiten von Corona die Digitalisierung an den Schulen auf dem Land ausreichend ist?
Philipp Albrecht: Nein, es gibt Schulen, da ist das so. Aber von dem, was ich so sehe und höre, ist das total unterschiedlich und ganz ehrlich, das kann nicht unser Anspruch sein. Klar, man schimpft immer und sagt: „Bildungsföderalismus und hier ist das Ländersache. Warum ist das Ländersache?“ Aber hier ist der Unterschied ja nicht, ob du in NRW oder in Niedersachsen wohnst, sondern der Unterschied ist teilweise, ob du in Nordenham oder in Brake wohnst, das kann nicht sein. Natürlich sollen die Schulen eigene Entscheidungen treffen, gar keine Frage. Aber wir müssen dahin kommen, dass die Ausrüstung überall vorhanden ist, da ist viel passiert in den letzten sechs Jahren. Als ich Abitur gemacht habe, war die Schule eine digitale Wüste. Da gab es gar nichts in die Richtung, da konnten die Lehrkräfte teilweise nicht einmal den Fernseher einschalten. Trotzdem sind wir noch lange nicht am Ziel! Da muss, auch auf Bundesebene, mehr Geld kommen. Auch die Förderanträge sollten schneller behandelt werden. Wir brauchen schnell die Technik und auch Lehrer*innen, die damit umgehen können.
ABER HALLO: Vielen Dank für das Interview!
| Interview: Sandra Eilers, Kl. 9b |